Großeinsatzlage – große Hochwasserlage

Datum: 14. Juli 2021 um 16:26 Uhr
Alarmierungsart: Melder
Dauer: 11 Stunden 19 Minuten
Einsatzart: KatS-Einsatz
Einsatzort: Oberbrügge
Mannschaftsstärke: 2/7/23/32
Einheiten und Fahrzeuge:

  • EE NRW MK 02 DRK
  • Kater Mark EE 02 Bt-LKW 01, Kater Mark EE 02 GW-San 01, Rotkreuz Meinerzhagen ELW1 01


Einsatzbericht:

„Besetzung Gerätehaus – Gerätehäuser besetzen“ so die erste Alarmierung, die um 16:26 Uhr an alle Hilfsorganisationen bzw. Einsatzeinheiten im Märkischen Kreis erging. Bereits um 14:50 Uhr wurden auf diese Weise bereits sämtliche Feuerwehren im MK alarmiert, welche aufgrund der langen und heftigen Regenfälle nicht schon bereits im Einsatz waren.

Da es zu diesem Zeitpunkt noch keinen konkreten Einsatzauftrag gab, konnte die Zeit genutzt werden, um Fahrzeugausrüstungen zu ergänzen, die bereits bekannten Informationen zu verarbeiten, ja letztendlich auch, noch eine kleine Stärkung zu sich zu nehmen, da ein Einsatzende nicht absehbar waren. Die meisten Einsatzkräfte hatten zu diesem Zeitpunkt bereits eine komplette Schicht in ihrem Beruf hinter sich.

Um 19:52 Uhr erfolgte dann die nächste Alarmierung „Einsatzalarm. Wache Halver besetzen“. Diese Alarmierung erfolgte für die Einsatzeinheit „EE NRW MK02“, die aus den Teileinheiten Herscheid, Kierspe, Meinerzhagen und Plettenberg besteht, eine taktische Einheit die aus einer Sollstärke von 33 Einsatzkräften besteht.

Noch kein Einsatzauftrag – aber eine Verlegung. Spannend gestaltete sich die Anfahrt, da die B 54 bereits jetzt nicht befahrbar war und die L528 aufgrund einer Baustelle gesperrt war. Durch die Kreisleitstelle des Märkischen Kreises konnte keine verfügbare Anfahrt in Erfahrung gebracht werden, es half nur „Trial and Error“ Das DRK Meinerzhagen entschied sich für eine Anfahrt über Kierspe, Ohl, Wipperführt, Anschlag, Halver. Leider der falsche Weg, da die von Wipperführt nach Anschlag führende L284 einem reissenden Fluß glich und deshalb gesperrt war. Über Umwege, für unsere großen Fahrzeuge abenteuerlichen Nebenwege, erreichten wir dann in der Nähe von Kupferberg, der auf den oberen, befahrbaren Teil der L284 führte. Von hier aus konnte die Anfahrt ohne Komplikationen zum DRK-Heim Halver beendet werden.

In Halver erfolgte dann der Konkrete Auftrag: Aufgrund der Ansteigenden Volme müssen in der Ortschaft Oberbrügge ca. 100 Anwohner mit Booten aus ihren Häusern evakuiert werden. Die Einsatzeinheit hat hierfür eine Betreuungsstelle einzurichten. Mit Verstärkung durch Einsatzkräfte des DRK-Halver folgte eine erneute Verlegung zu dem Bürgerhaus in Oberbrügge. Hier ergaben sich für uns folgende Einsatzaufträge:
– Schaffung von Sitzplätzen (Stühle und Tische) für 100 Personen
– Registrierung der Betroffenen (Eingang/Ausgang)
– Erstellen einer Ausgabe für Speisen und Getränke
– Erstellung/Ausgabe von Speisen und Getränken
– Betreuung der betroffenen Personen
– Bereitstellung einer Sanitätsstation
– Erkundung von Bürgerhaus, KiTa und anliegender Schule, ob hier Übernachtungsmöglichkeiten für bis zu 100 Personen geschaffen werden können

Bereits kurz nach Beginn, die Einsatzaufträge abzuarbeiten, wurden die ersten Betroffenen durch Fahrzeuge der Feuerwehr Halver an die Betreuungsstelle übergeben. Bis weit nach Mitternacht erfolgte der Pendelverkehr der Feuerwehr aus dem Schadensgebiet zur Betreuungsstelle. Für große Irritation sorgte allerdings der um 22:05 Uhr eingehende Alarm auf unseren Meldeempfängern, der eine Verlegung nach Balve-Beckum zur Folge gehabt hätte – dies war jedoch ein Fehlalarm.

Da die sichtlich gezeichneten betroffenen Personen nicht zusätzlich beeinträchtigt werden sollten, erfolgte die Abarbeitung der noch ausstehenden Einsatzaufträge im Hintergrund. Die Erkundung der Schlafmöglichkeiten konnte abgebrochen werden, nachdem sich die DJH Jugendherberge Glörsee anbot, betroffene Personen zur Übernachtung aufzunehmen.

Bereits bei der Eingansgregistrieung wurden die Betroffenen befragt, ob sie bei Verwandten/Bekannten unterkommen können oder ob eine Übernachtungsmöglichkeit benötigt wird. Aufgrund dieser Information wurde dann im Verlaufe des Einsatzes ein Shuttleservice eingerichtet, der die Betroffenen wahlweise nach Halver oder in die Jugendherberge beförderte (Fahrt Jugendherberge und Rückweg => eine Stunde Fahrtzeit). Dank Unterstützung des DRK Halver sowie der Stadt Halver konnten zu Spitzenzeiten fünf Fahrzeuge zum Shuttle eingesetzt werden.

Die Betroffenen konnten wärenddessen die Wartezeit in einer warmen, trockenen Unterkunft verbringen, erhielten Speisen und Getränke, wurden betreut und umsorgt – es gab sogar eine räumlich abgesetzte Betreung und Spielmöglichkeit für Kinder.

Nachdem der letze Betroffen das Gebäude verlassen hatte, wurde das Gebäude in seinen ursprünglichen Zustand zurückgebaut und gereinigt, anschließend wurde die Einsatzstelle an das DRK Halver übergeben.

Die Rückfahrt erfolgte komplikationslos. Nach dem Aufbereiten der Fahrzeuge und Ausrüstung konnte das DRK Meinerzhagen – in diesem Einsatz mit acht Helfern in drei Fahrzeugen um 03:45 Uhr den Einsatz müde, aber zufrieden aufgrund des erreichten Erfolges, den Einsatz beenden.

Noch immer überwiegen die Eindrücke der schrecklichen Nachrichten, die uns im Verlauf des gestrigen Einsatzes ereilt haben. Unsere Gedanken sind bei den beiden Kameraden aus Altena und Werdohl, die während des Einsatzgeschehens ihr Leben verloren haben sowie ihren Familien.